Winterspaziergang im Oberallgäu
Anfang Dezember hatten wir richtig Lust, endlich mal eine winterlich verschneite Landschaft zu genießen. Aber im Voralpenland zeigt sich Frau Holle sehr geizig. Deshalb entschlossen wir uns kurzerhand zu einem Ausflug ins Oberallgäu. Unsere Wahl fiel auf das als schneesicher geltende Grasgehren am Riedbergpass. Eigentlich ist Grasgehren ein kleines Skigebiet auf ca. 1500 m Höhe unterhalb des Riedberger Horns, das auch Skitourengeher anzieht. Aber auf der Südflanke des Riedbergerhorns gibt es einen herrlichen Wanderoder Spazierweg zur Mittelalpe. Gerade richtig für einen Ausflug im Dezember, wo die Tage ja nicht allzu lange sind.
Zuerst klettert das Auto den Pass hoch!
Unsere Winterwanderung ist eher gemütlich, dafür muss das Auto ordentlich Leistung bringen, denn die Anfahrt über den ca. 11 km langen Riedbergpass hat bis zu 16% Steigung und viele Kurven. Auch wenn auf der Passstraße lebhafter Verkehr ist, muss man keine Angst haben, dass der Wanderweg überlaufen ist, denn die eine Hälfte der Autos biegt ins Skigebiet Grasgehren ab und die andere Hälfte fährt 10 km weiter Richtung Balderschwang ins nächste Ski- und Langlaufgebiet.
Mit jeder Kurve schrauben wir uns aus dem Morgennebel und als wir das erste Mal an diesem Tag die Sonnenstrahlen über dem Bergkamm sehen, ist unsere Ungeduld kaum noch auszuhalten.
Wir stellen unser Auto an einem kostenlosen Wanderparkplatz ab, wo sich übringens auch eine Bushaltestelle befindet. Die Busfahrt von Oberstdorf dauert ca. 35 min., der Fahrplan ist allerdings sehr spärlich und richtet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler.
Wanderweg Riedbergpass – Mittelalpe:
Gehzeit: ca. 2 Stunden, hin und zurück
Höhenmeter: ca. 120 m
Schwierigkeitsgrad: leicht
Anfahrt
Aus Richtung Augsburg/Ulm/München
Über die B12 bzw. die A7 zum Knotenpunkt der B12 mit der B19 bei Waltenhofen.
Von Waltenhofen auf der B19 Richtung Oberstdorf.
In Fischen rechts abiegen nach Balderschwang bis Grasgehren. Nach der Passhöhe kommt ein kostenloser Wanderparkplatz, sollte dieser belegt sein, stehen 5 - 10 Gehminuten enfernt im Skigebiet weitrere Parkplätze zur Verfügung.
WICHTIG!
Bei Neuschnee informieren Sie sich bitte über die Befahrbarkeit des Riedbergpasses. Bei Neuschnee bzw. nach strakem Schneefall, kann es sein, dass der Pass kurzzeitig gesperrt ist oder Kettenpflicht besteht.
Einkehrmöglichkeiten:
Am Wendepunkt der Wanderung liegt die Mittelalpe, die auch im Winter bewirtschaftet ist. Oberhalb des Parkplatzes des Skigebiets Grasgehren steht eine urige Skihütte.
In beiden Einkehrnöglichkeiten gibt‘s die typischen regionalen Spezialitäten und reichlich Getränke.
Sollten die Winterwirte der Mittealpe keine Zeit für die Bewirtung haben, steht vor der Hütte ein Kühlschrank mit Getränken, Speck und Allgäuer Käse von der Alm zur Selbstbedienung.
Traumhaftes Wetter!
Neuschnee und Sonnenschein – besser geht‘s nicht. Dazu milde Temperaturen für einen Dezembertag. Da unsere Wanderung oder besser gesagt unser Winterspaziergang nicht allzu anspruchsvoll ist, haben wir fast gar kein Gepäck. Mütze und Handschuhe können wir notfalls in den Jackentaschen verstauen. Nach wenigen Minuten sind die Verkehrsgeräusche der Passstraße verstummt, wir bleiben stehen und hören die Stille. Kein Lüftchen raschelt in den Bäumen, kein Vogel zwitschert, das einzige Geräusch ist der knirschende Schnee unter unseren Füßen.
Hohe Berge, tiefgründige Gedanken...
Der Weg ohne große Steigung und mit griffiger, trittsicherer Unterlage erforderte keine allzu große Konzentration, deswegen konnten wir eine herrliche Unterhaltung führen, über die Natur philosophieren und so manche steile These aufstellen. Natürlich kam auch der Humor nicht zu kurz, wie es eben unter Wanderfreunden so üblich ist.
„Ich kenn' da eine Abkürzung...“
Und dann kam er, der Spruch, bei dem eigentlich die Alarmglocken schrillen sollten. „Ich kenn da eine Abkürzung.“ Da Andreas im Sommer schon mal hier war, vertrauten wir ihm und verliesen gemeinsam den gespurten Weg. Doch schon nach wenigen Metern war uns allen klar, dass das keine gute Idee war. Denn der Schnee war wesentlich höher als erwartet und der Boden darunter als andere als sicher. Also gingen wir wieder schnurstracks zurück auf den sicheren Weg. Außerdem sollte man nicht nur zum Selbstschutz, sondern auch aus Gründen des Naturschutzes auf den Wegen bleiben. Wildtiere bewegen sich im Winter so wenig wie möglich, um Energie zu sparen. Wenn Sie von Wanderern oder Tourengehern aufgeschreckt werden, fliehen sie und verbrauchen damit wichtige Energie zum Überleben. Wer die Natur liebt, so wie wir, sollte eigentlich auch immer alles Nötige zu deren Erhalt tun.
Nach unserem kurzen Ausflug in den Tiefschnee war uns richtig warm geworden. Wir machten eine kleine Verschnaufpause, zogen unsere Jacken aus und genossen das herrliche Berg-Panorama und machten den ein oder anderen Witz über unseren „Bergführer“ Andreas.
Und so langsam bekamen wir Hunger und Durst. Die Mittelalpe war ja nicht mehr weit.
Energie tanken für den Rückweg
Die Bewegung an der frischen Bergluft macht richtig Appetit. Thermoskanne raus, Käse und Landjäger ausgepackt, den Rücken an die von der Sonne angewärmte Hüttenwand gelehnt...so kann man‘s aushalten. Aber nach wenigen Minuten wurden wir daran erinnert, dass es Dezember war, die Luft wurde merklich kühler, die Sonnenstrahlen hatte keine Kraft mehr. Also zogen wir unsere Jacken wieder an und machten uns auf den Rückweg.
Ein Panorama wie aus dem Bilderbuch
Die Oberstdorfer und Kleinwalstertaler Berge lagen uns zu Füßen. Schade, dass kein Einheimischer da war, den wir hätten fragen können, welche Gipfel wir sehen. Wir wussten nur, dass einer der Gipfel rechts der Widderstein sein musste, aber welcher. Aber auch ohnen Namen war der Ausblick einfach unvergesslich.
Eine kleine Wintertour mit großen Erlebnisfaktor!