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Außergewöhnliche Waldgebiete in Deutschland und in Österreich

Unzählige Legenden, Mythen und Märchen ranken sich um den Wald. Wir alle erinnern uns mit leichtem Gruseln an den Zauberwald, den Alice im Wunderland durchqueren muss, und wir kennen den Karnutenwald, in dem der gallische Druide Miraculix die Zutaten für seinen Zaubertrank sammelt, der Asterix übermenschliche Kräfte verleiht – dafür stand übrigens der bretonische Wald von Huelgoat Pate. Und wer von uns Jungs wäre in der Kindheit nicht gerne Teil von Robin Hoods Rebellen-Truppe gewesen, die im Sherwood-Forest mit den Häschern des Sheriffs von Nottingham Katz und Maus spielte? In der Literatur- und Kunstepoche der deutschen Romantik wurde der Wald zum Sehnsuchtsort hochstilisiert. Der Schriftsteller Joseph von Eichendorff, der Maler Capar David Friedrich und viele Märchendichter, setzen dem Wald ein literarisches und künstlerisches Denkmal. Und heute sind die ausgedehnten Waldgebiete in Deutschland beliebte Ausflugs- und Wanderziele.

1970 wurde im Bayerischen Wald der erste Nationalpark eingerichtet

Auf ganz andere Weise rückte der Wald seit den 70er Jahren in den Blickpunkt. Saurer Regen und in der Folge das Waldsterben ließen nicht nur Umweltbewegungen entstehen, sondern führten auch zu einem Umdenken in der Forstwirtschaft hin zu nachhaltigen Konzepten. Als erster Nationalpark Deutschlands wurde der Nationalpark Bayerischer Wald eingerichtet. Auf über 24.000 Hektar wird hier der Wald sich selbst überlassen. Aus dem Wirtschaftswald mit schnell wachsenden Fichten-Monokulturen wurde in den letzten 50 Jahren ein echter Urwald… Und viele weitere Schutzgebiete und Nationalparks sollten folgen.

Den Wald verstehen, schützen und genießen

Waldlehrpfade gibt es mittlerweile vor den Toren der meisten Städte. Waldführungen mit Forstwirten und Biologen stehen bei jeder Volkshochschule im Programm und Bücher über den Wald führen zeitweise die Bestsellerlisten an. Knapp ein Drittel der Fläche des Landes ist von Wald bedeckt, damit ist Deutschland eines der waldreichsten Länder der europäischen Union. Der Wald ist nicht nur ökologisch und ökonomisch sehr wichtig, er stellt auch einen wichtigen Freizeit- und Erholungsfaktor für die Bevölkerung dar. Genau unter diesen beiden Gesichtspunkten stellen wir Ihnen hier 7 ausgewählte Waldgebiete in Deutschland und Österreich vor.

7 außergewöhnliche Waldgebiete – von der Ostsee bis zur Steiermark

Die Auswahl viel uns schwer, da es viele Wälder gibt, die es ebenso verdient hätten, in dieser Liste genannt zu werden. Lassen Sie sich einfach von unseren Vorschlägen inspirieren und machen Sie sich auf Schusters Rappen oder setzen Sie sich aufs Fahrrad und entdecken Sie die schönsten Wälder…

DER SCHÖNBUCH AM MITTLEREN NECKAR

Zwischen Stuttgart und Tübingen am Ostrand des Schwarzwaldes gelegen bildet der Schönbuch auf 156 Quadratkilometern ein zusammenhängendes Waldgebiet vor den Toren der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Über ein sehr gut gepflegtes, über 500 km langes Wanderwegenetz werden die zahlreichen Attraktionen dieses Naturparks sanft erschlossen. In mehreren Schaugehegen kann man Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Damit das auch tatsächlich gelingt, ohne die Tiere zu stören, sind mehrere sogenannte Besucherkanzeln im Naturpark eingerichtet. Im Frühjahr z. B. sind die Wildschweine mit den Frischlingen putzig anzuschauen und im Herbst bei der Brunft haben die Platzhirsche ihre lautstarken Auftritte. Bestimmt ein einmaliges Erlebnis – Fernglas nicht vergessen! Außerdem gibt es mehrere Spiel- und Grillplätze sowie Lehrpfade zu unterschiedlichen Themen. Eine besondere Attraktion ist der 35 m hohe Schönbuchturm auf dem höchsten Punkt des Naturparks, dem Stellberg. Von der obersten der 3 Aussichtsplattformen hat man – nach dem Aufstieg über 170 Stufen – einen einzigartigen 360°-Panorama-Rundblick über den Schönbuch.

DER DARSSWALD AN DER OSTSE

Einen Palmenstrand kennt jeder, aber Kiefern bis an Wasser, das gibt’s im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Eine sehr seltene Kombination, die Ihnen die Möglichkeit bietet, einen Waldspaziergang mit einem Strandspaziergang zu verbinden – salzige Waldluft, wo gibt’s das schon? Der Darßwald ist ein Urwald, das bedeutet, dass er wachsen darf, wie er will. Das heißt nicht ganz, denn die Wuchsrichtung der Kiefern gibt der vorherrschende Westwind vor, der den Nadelbäumen die Kronen ordentlich zerzaust. Dieses Phänomen der im wahrsten Sinn des Wortes windschiefen Bäume wird fachsprachlich „Windflüchter“ genannt. Während diese Besonderheit ganzjährig bestaunt werden kann, bietet sich ein Naturschauspiel nur zweimal im Jahr: der Zug der Kraniche oder besser gesagt der Zwischenstopp der Kraniche. Bis zu 60.000 Exemplare der Zugvögel lassen sich jeweils in der Abenddämmerung nieder und ziehen bei den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen wieder weiter. Im Herbst gibt es viele Veranstaltungen und geführte Wanderungen, um dieses Schauspiel zu verfolgen. Wenn Sie schon immer mal Fotos von diesen Vögeln im keilförmigen Formationsflug machen wollten, dann ist der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft der beste Ort dafür. Flächenmäßig ist der Darßwald eines der kleinsten Waldgebiete, die wir hier vorstellen. Kleiner, aber einen Ausflug absolut wert, ist nur noch der Nienhagener Gespensterwald westlich von Rostock. Er bezieht seinen Reiz aus den windgepeitschten Buchen, die sich mit Ihren Wurzeln an die Uferböschung klammern und vor allem in der Dämmerung oder bei Nebel an Fabelwesen erinnern.

NATIONALPARK SÄCHSISCHE SCHWEIZ – FELSEN, FLUSS UND FORST

Bekannt ist der Nationalpark Sächsische Schweiz vor allem für seine Felsformationen des Elbsandsteingebirges. Aber das sind ja nur die Spitzen, die aus den umgebenden Wäldern herausragen: Bastei, Barberine und Kuhstall heißen die berühmtesten Felsformationen. Sie sind beliebte Ziele oder Zwischenziele für Wanderungen durch die Wälder und Schluchten des Elbsandsteingebirges. Seit 1990 gibt es den Nationalpark Sächsische Schweiz. Ein junger Nationalpark also, der noch in vollem Umbau ist. Umbau heißt, dass die Umwandlung vom ehemaligen Wirtschaftswald mit viel Fichtenbestand in einen Urwald in vollem Gange ist. Urwald bedeutet im Nationalpark immer, dass der Wald sich selbst überlassen wird. Auf über 400 km markierten Wanderwegen gibt es für jeden Geschmack und jede Kondition die passenden Routen – vom gemütlichen Spaziergang bis zu sportlichen Routen mit vielen Höhenmetern. Und immer sind die Routen mit herrlichen Ausblicken garniert.
Die gesamte Wanderregion ist perfekt erschlossen und bietet viele verschiedene Möglichkeiten, den Startpunkt einer Wanderung zu erreichen: mit dem Auto, der Bahn oder dem Wanderschiff. Besonders das Wanderschiff ist zu empfehlen: Am Morgen stimmt die entspannte Bootsfahrt auf den Tag ein und am Abend kann man beim Zurückschippern den Wandertag gemütlich ausklingen lassen.

DER URWALD SABABURG – MÄRCHENHAFTE BAUMRIESEN

Der Urwald Sababurg ist das älteste Naturschutzgebiet Hessens. Seit 1907 darf sich dieser Wald natürlich entwickeln. Zuvor wurde er als Waldweide genutzt. Das Vieh hat sich vorwiegend von Eicheln und Bucheckern ernährt und die Jungtriebe verbissen, so dass nur die älteren, größeren Bäume übrigblieben, das führte zu einer parkähnlichen Landschaft mit markanten Baumriesen, vor allem mehrstämmige Buchen und knorrige Eichen. Am bekanntesten ist die sogenannte Kamineiche, ein über 500 Jahre alter, teilweise hohler Baumriese. Zahlreiche abgestorbene Bäume sorgen für eine märchenhafte Kulisse und förderten die Legendenbildung. So soll die nahegelegene Ruine der Sababurg als Vorlage für das Dornröschenschloss gedient haben. Immerhin ist Kassel nicht weit und dort arbeiteten die Gebrüder Grimm; aber die haben nur Märchen gesammelt, nicht selber geschrieben… Bei einer ausgedehnten Wanderung durch den Urwald Sababurg können Sie ja mit Ihren Begleitern darüber diskutieren… Eine Besonderheit ist unbedingt noch zu erwähnen: Das Totholz im Urwald Sababurg sorgt nicht nur für Märchenstimmung, sondern ist für viele Pflanzen- und Insektenarten Lebensgrundlage. So kommt der vom Aussterben bedrohte Hirschkäfer im Urwald Sababurg häufig vor.

DER EXOTENWALD IN WEINHEIM

So wie in einem botanischen Garten Blumen aus aller Welt zu bestaunen sind, findet man im Exotenwald seltene Baumarten, die eigentlich in Mitteleuropa nicht heimisch sind. Bereits im Jahre 1872 wurde dieses Arboretum mit einer Gesamtfläche von 60 Hektar angelegt. Von den ehemals über 400 verschiedenen Baumarten sind heute noch ca. 170 zu bewundern. Zu den Exoten, die dort zu teils stattlicher Größe herangewachsen sind, gehören u.a. die nordafrikanische Atlaszeder, der Zucker-Ahorn, der Trompetenbaum, der Tulpenbaum, der Riesenmammuthbaum, die Korea-Tanne, die Kaukasische Flügelnuss… Natürlich kann man einige der genannten Arten auch andernorts bewundern, aber im Weinheimer Exotenwald bilden die Arten oft ein ganzes Waldstück. Ein ca. 4,4 km langer Rundweg erschließt den Exotenwald. Der Standort der jeweiligen Exoten ist sehr gut ausgeschildert mit Bezeichnung und Entfernungsangabe.
Im benachbarten Schlossgarten bietet sich ein Besuch des Heilkräutergartens an. Und als Gegensatz zu den urwüchsigen Baumriesen kann man abschließend durch den Schlosspark mit seiner sehenswerten Teichlandschaft schlendern. Wer dann noch Lust hat, kann noch einen Abstecher zur Burgruine Windeck oder zur Wachenburg machen.
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BEI UNSEREM POLNISCHEN NACHBAR: DER KRUMME WALD IN POMMERN

Ein relativ kleines, aber umso bemerkenswerteres Ausflugsziel ist der Krumme Wald, ca. 15 km südlich von Stettin, unweit der polnischen Grenze. Das Besondere an diesem kleinen Kiefernwald besteht darin, dass dort über 100 Kiefern stehen, die im unteren Stammbereich eine seltsame, sichelförmige Krümmung aufweisen. Dieses Phänomen ist weltweit von keinem anderen Ort bekannt. Die Erklärungsversuche sind teils wissenschaftlich, teils abenteuerlich und einige verweisen ins Reich der Sagen und Mythen. Die plausibelste Deutung ist, dass jemand um das Jahr 1930 die Spitzen der Kiefern vor vielen Jahren abgeschnitten und als Weihnachtsbäume verkauft hat. Danach hat er gehofft, dass die Bäume in den Folgejahren weitere Spitzen ausbilden und sich der Ertrag vervielfachen würde. Als diese Entwicklung aber ausblieb, hat er den Wald sich selber überlassen. Aufgrund des seltsamen Wuchsbildes der Kiefern entstanden natürlich Legenden; angeblich soll es im Krumen Wald spuken. Das kann man sich vor allem in der Dämmerung oder an nebeligen Tagen sehr gut vorstellen. Auf jeden Fall sind die Stämme, die wie ein auf dem Kopf stehendes Fragezeichen aussehen, ein sehr skurriles Fotomotiv.

DER NATIONALPARK GESÄUSE IN DER STEIERMARK

Das Gesäuse ist ein Gebirgstal in der Steiermark zwischen Admont und St. Gallen. Auf ca. 16 km zwängt sich die Enns durch die schroffe Gebirgslandschaft mit den Kletterwänden der Hochtorgruppe, die seit über 100 Jahren Alpinisten magisch anziehen. Das brausende und sausende Wildwasser dieses ungezähmten Wildflusses war auch namensgebend für die Gegend. Auf den 12.000 Hektar des Nationalparks wird die Natur sich selbst überlassen. Das führt zu einer unbeschreiblichen Artenvielfalt, die man bei Wanderungen durch die Wälder, entlang der Enns und auf die Berge entdecken kann. Dank der weitgehenden Unberührtheit der Natur finden sich hier auch einige endemische Tier- und Pflanzenarten, also Arten, die nur hier im Gesäuse vorkommen und nirgendwo anders auf der Welt, wie z. B. die Federnelke oder die Zylinder-Felsenschnecke. In einem Erlebniszentrum und einen Nationalpark-Pavillon kann man sich über den Lebensraum, seine Besonderheiten und das Konzept des Nationalparks informieren. Wie entwickelt sich beispielweise ein Naturraum, in dem der Mensch nicht eingreift? Themen sind z. B. Ein Wald wird alt, stirbt ab und wächst wieder neu. Ein Fluss tritt über seine Ufer und gestaltet sein Umfeld um. Eine Lawine schafft Struktur, Vielfalt und neue Lebensräume. Eines der wenigen Zugeständnisse an den modernen Tourismus sind Rafting-Touren auf dem Wildwasser. Manchmal kann man bei Wanderungen entlang der Enns das verzückte Juchzen oder das ängstliche Kreisen der Bootsbesatzungen hören. Absolut sehenswert ist der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach. Ein Besuch lohnt sich vor allem für allzu übermütige Gelegenheitsbergsteiger, denn anhand der Grabinschriften kann man erahnen, wie gefährlich Bergsteigen sein kann. „plötzlicher Wetterumschwung“ oder „Blitzschlag“ sind hier als Ursache für den tödlichen Ausgang einer Klettertour nachzulesen. Also seien Sie am besten mit einer gehörigen Portion Demut und Respekt gegenüber der Natur in den Bergen unterwegs!
Und wem nach der geballten Ladung Natur der Sinn nach Entspannung und Kultur steht, der sollte es nicht versäumen das Stift Admont mit seiner berühmten Klosterbibliothek zu besuchen. Die 1776 fertiggestellte Bibliothek mit ihren ca. 70.000 Büchern wurde auch schon als achtes Weltwunder bezeichnet. Wie dem auch sei, beeindruckend sind die prächtigen Barocksäle allemal!

Und noch eine Bitte an alle Wanderer zum Abschluss!

In welchem Wald auch immer Sie unterwegs sind, respektieren Sie die Natur, bleiben Sie auf den ausgewiesenen Wanderwegen. Es gilt immer die goldene Regel: Was im Naturpark wächst, bleibt im Naturpark. Pflücken Sie also keine Blumen, und mögen sie noch so hübsch aussehen und verführerisch duften! Nur so können diese wertvollen Naturreservate erhalten werden und viele Besucher nach Ihnen erfreuen. Natürlich können Sie Picknick machen, aber achten Sie darauf, nichts zurückzulassen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei Ihren Entdeckungstouren.

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